Nach einer richtig guten Party ging es am zweiten Tag mit der JSConf.eu direkt weiter.
Tomasz Janzcuk von Microsoft zeigte, wie sich leichtgewichtige Node-Anwendungen (Singe-Page-Anwendungen, die auf node.js aufbauen) kostengünstig skalieren lassen. Es lassen sich nicht nur einzelne Node-Instanzen pro virtualisierter Maschine, sondern auch innerhalb einer virtualisierten Maschine verschiedene Node-Prozesse starten. Statt einzelner Node-Prozesse lassen sich zudem auch leichtgewichtige Threads verwenden. Dies ist aber nicht effektiv genug. Erst mit dem Verwenden von isolierten Kontexten innerhalb einzelner Threads lassen sich die Betriebskosten einer leichtgewichtigen Node-Anwendung signifikant drücken.
Andrea Giammarchi von Nokia berichtete von Problemen, die beim Entwickeln von HTML5-Apps auf neuen Endgeräten (Mobile und Tablet) auftreten. HTML5 ist kein fester Standard und die Implementierungen in verschiedenen (mobilen) Browsern sind noch sehr unterschiedlich. Er konnte Lösungen und Workarounds für gängige Probleme aufzeigen. Dieser Talk schien direkt aus der Praxis zu kommen und Giammarchi Tipps erscheinen sehr wertvoll.
Jed Schmidt rockte den Saal mit seinem Vortrag über 140byt.es.
Jakub Siemiątkowski implementierte Voxels in JavaScript. Wenn eine 3D-Welt nicht aus Polygonen sondern aus Würfeln zusammengesetzt wird, dann nennt man diese Würfel Voxel bzw. die Welt Voxelspace. Voxel sind sehr speicher- und rechenzeitintensiv. Trotzdem konnte er eine - wenn auch langsame und nicht besonders stabile - Implementierung live demonstrieren.
Lea Verou hielt einen sehr umfangreichen Talk über Polyfills. Polyfills sind Softwarekomponenten, die fehlende Implementierungen von spezifizierten Features in Webbrowsern durch JavaScript nachimplementieren. Wenn ein Browser das spezifizierte Feature selbst implementiert, dann werden die Polyfills nicht verwendet sondern die native Implementierung des Browser führt das Feature selbst aus. Polyfills sind also Softwarekomponenten, die nur so lange leben sollten, bis die jeweiligen Features von allen Zielbrowsern unterstützt wird.
James Coglan verwendete Websockets, um nahezu alle Laptops im Raum fernzusteuern, um darauf Musik wiederzugeben.
David Coallier demonstrierte node-php. Mit node-php lassen sich PHP-Anwendungen in Node ausführen. Durch node-php sind Node und PHP nicht länger Konkurrenzplattformen sondern lassen sich gemeinsam in einer Webanwendung nutzen.
Tom Robinson, einer der Autoren des Cappuccino Webframeworks, hielt einen Talk über Compiler und Interpreter. Er führte anschaulich und durch Beispiele in die Welt von Compilern ein, die selbst in JavaScript implementiert sind oder JavaScript als Zielsprache erzeugen. Jeder Entwickler sollte selbst in der Lage sein, einen eigenen Compiler für eine eigene (domänenspezifische) Sprache zu schreiben, denn dies ist nicht so schwer, wie es auf den ersten Blick erscheint.
Douglas Campos präsentierte dyn.js. Dyn.js ist eine JavaScript-Implementierung auf der Java Virtual Machine. Anders als Rhino, das noch auf Java 1.2 aufbaut, verwendet dyn.js „Invoke Dynamic“, ein neues Feature der JVM seit Java 7. Durch „Invoke Dynamic“ kann JavaScript für die JVM sehr viel einfacher und evtl. sogar performanter implementiert werden als dies noch Rhino tut.
Michael Aufreiter hielt einen sehr interessanten Talk über data.js. Data.js ist eine JavaScript-Biblothek zum Bauen von datengetriebenen Webapplikation. Es bietet Features zur Defintion, Manipluation und Persistierungen von Graphen in Node und / oder im Webbrowser. Data.js ist die technische Basis von substance.io, einem webbasierten Dokumentenmanagementsystem.
Erik Corry führte in den neuen Garbage Collector von Googles V8 ein. Zudem konnte er Tipps zeigen, um Memory-Leaks zu vermeiden.
Michal Budzyinski hielt einen unterhaltsamen Talk über anaglyphe 3D-Darstellung (jene bunten Bilder, die über zweifarbige Brillen erst dreidimensional wahrgenommen werden). Er konnte in einer Live-Coding-Session eine Demo entwickeln, in dem Side-By-Side-Bilder der NASA anaglyph im Browser dargestellt werden. Dazu verwendete er das Canvas-Element und JavaScript.
Beendet wurde die Konferenz durch zwei sehr emotionsgeladene Talks. James Whelton stellte das Projekt „Coder Dojo“ vor, in dem Kinder unterrichtet werden. Ein T-Shirt, das von Brendan Eich getragen wurde, wurde zugunsten dieses Projekts für 1.500 € an die Veranstalter versteigert. Chris Williams hielt schließlich das Schluss-Plädoyer, in dem er alle Anwesenden zu einer positiveren Einstellung im Umgang miteinander aufforderte.
Die Konferenz war sehr gelungen - ein Lob an die Veranstalter!